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Vordenken zu einem Werkkonzept

Mit dem Semesterwechsel bekam ich eine neue Klasse in den Werksaal, und damit eine doppelt so große Gruppe als im Wintersemester,- 18 SuS. Wir machten Tongefäße in der Schichttechnik, womit die meisten hierin nach eigener Aussage viel größere Erfolge erzielten als mit der ihnen bisher bekannten Würsteltechnik. Es war mir gelungen, diesmal am Anfang der Stunde recht präzise vorzuzeigen, wie diese Technik funktioniert, und daher hatte ich im darauffolgenden praktischen Teil Zeit, die vertieft arbeitenden SuS zu ihren Wünschen und Bedürfnissen in diesem Semester zu befragen. Nachdem diese vierte Klasse ihr letztes Werksemester hat, sollten die SuS alljene Dinge machen, für die Werken vorgesehen ist und die sich zugleich mit den Wünschen der SuS decken.

Oft vorgetragen wurde der Wunsch, etwas mit Holz zu bauen, als auch, etwas mit Motor zu machen. Ein anderer Wunsch bestand darin, etwas zu machen, was man danach nicht weg werfen würde.

Das sind Wünsche, die sehr gut mit dem Werkunterricht vereinbar sind. Die Wünsche, etwas mit Motor zu machen und, etwas zu machen, was man danach nicht wegwirft,- darin sehe ich einen Widerspruch- denn welches Ding könnte mit Motor gebaut werden, das dann besser funktioniert, als das, was man bereits im Haushalt besitzt? Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist ungeklärt, denn mit welcher Energie wird der Motor gespeist? Der Kauf von Batterien ist bei mir immer mit umwelt-ethischem Bauchweh verbunden.

Es gibt noch den Motor einer Nähmaschine im Kasten, die die SuS kurz vor dem Semesterende genüsslich auseinandergenommen hatten. Dieser Motor muß allerdings an die Steckdose angeschlossen werden, und dies ist ja im schulischen Kontext verboten, weil zu gefährlich. Wir könnten allerdings diesen Motor verwenden, ohne ihn anzustecken, und zum Anlass der Probe könnte ich als Lehrer durchaus den Stecker bedienen. Der nächste Schritt wäre in dieser Version,- dass die Einzelteile der Nähmaschine mit einem fettlöslichen Spülmittel gewaschen werden müssten, um für diese Teile dann einen neuen Zweck zu finden. Ein mögliches Ergebnis wäre vielleicht soetwas wie eine Black Box nach William Kentridge`s Manier.

Diese Aufgabe wäre wohl spannend, erginge aber höchstens an vier SuS, weil eine größere Gruppe platzmäßig und von der Verteilung von Einzelaufgaben nicht mehr Sinn machen würde. Ich muß außerdem im Hinterkopf behalten, dass die SuS an der Aufgabe scheitern und dann in einem parallel laufenden Projekt einsteigen können sollten. Hier versammeln sich derweil noch immer die Wünsche nach etwas mechanischem, etwas hölzernem und etwas langfristig brauchbarem.

Eine Möglichkeit zu den beiden letzten genannten Aspekten ist das Bauen von Hockern. Dazu würde Holz benötigt, als auch ein Konstruktionsplan. Den Plan könnten die SuS zuerst ausarbeiten. Zur Realisierung führte dann ein ausgewähltes Design, das für alle Teilnehmenden gleich wäre, um für den Holzkauf Anhaltspunkte zu haben. Hier macht es Sinn, schon im Vorhinein einige Hocker-Designs vorzubreiten und mit zu bringen, bzw. mit den SuS in ein Möbelgeschäft in der Nähe zu gehen. Zu meinen persönlichen Kompetenzen gehört hier das Mitdenken, welches Design niederschwellig realisierbar ist, und in dem sich der Umfang des Scheiterns begrenzt hält. Zwei wesentliche Anhaltspunkte: Es soll gut aussehen, und es soll einfach sein.

Am liebsten, so lege ich es vielen meiner SuS auf die Zunge, wäre ihnen der Bau eines Roboters oder eines elektronisch steuerbaren Autos. In dieser Hinsicht muss der Werkunterricht eine Enttäuschung darstellen, denn mir fehlt es hier noch an Know How und auch ein wenig am Willen, diesen fetischisierten und doch allzu fraglichen Technikbereichen Raum zu geben. Am Ehesten scheint es mir noch möglich, einen Zeichenroboter zu bauen, nur ist das der Prototyp eines Dinges, das gebaut wird, nur um nachher weggeworfen zu werden.

Mit 18 SuS wäre es schließlich kein Vergehen, zwischendurch einmal einen Bausatz vom Winkler zu bestellen, eine Uhr bspw., aber momentan weigere ich mich noch gegen diese Option. Zu viel geht dabei an Experiment und Planlosigkeit verloren, und zu sehr wird es zu einem Unterricht nach Anleitung, wo es einen Unterricht geben sollte, der sich in forscherischer Art in ungeahnte Richtung vorantastet.